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Von den Medien hinters Licht geführt

Eines muss man den Lobbyisten der großen Energieversorgungsunternehmen lassen – sie haben hervorragende, ja geradezu glänzende Arbeit geleistet. Innerhalb von drei Jahren ist die breite Zustimmung in der deutschen Bevölkerung für die Energiewende komplett umgedreht worden. Mit geschickten Fehlinformationen wurden die Medien infiziert, die das Thema dankbar aufgriffen und die Stimmung gegen die Energiewende weiter anheizen.

Anders scheint es nicht zu erklären sein, warum eine der renommiertesten deutschen Tageszeitungen kürzlich Artikel mit hanebüchenen Zahlen zur EEG-Umlage veröffentlichte. Darin wird beschrieben, dass jeder deutsche Bundesbürger im Jahr 2013 im Durchschnitt 240 Euro an EEG-Umlage zahlte.

Führen wir dieses Rechenbeispiel einmal aus: 2013 betrug die EEG-Umlage genau 5,28 Cent pro verbrauchter Kilowattstunde Strom. Um bei dieser EEG-Umlage auf eine Summe von 240 Euro pro Jahr zu kommen, muss jeder deutsche Bundesbürger im Durchschnitt 4.545 Kilowattstunden Strom verbrauchen. Im Umkehrschluss heißt das, der durchschnittliche Zweipersonenhaushalt in Deutschland verbrauchte im vergangenen Jahr 9.090 Kilowattstunden Strom!

Diese Rechnung entzieht sich jeglicher Realität. Trotzdem werden diese Informationen in deutschen Medien publiziert, um der Bevölkerung zu suggerieren, dass die einzige Möglichkeit den Strompreisanstieg zu begrenzen, in einer Vollbremsung der Energiewende besteht.

Blicken wir einmal hinter die Kulissen der Energiewirtschaft: Trotz des Atomausstiegs sind die Industriestrompreise in Deutschland so niedrig wie seit fünf Jahren nicht mehr. Gleichzeitig wurden die Haushaltsstrompreise künstlich nach oben getrieben, um den nötigen öffentlichen Druck für ein Ausbremsen der Energiewende zu erzeugen. Die Schere zwischen Industrie- und Haushaltsstrompreisen wuchs also kontinuierlich an.

Warum das so ist, zeigt der so genannte Merit-Order-Effekt. An sonnigen oder windigen Tagen verdrängt der Strom aus Solar- und Windkraftanlagen teure konventionelle Kraftwerke. Dadurch fällt der Börsenpreis und lässt den Stromeinkauf im Handel günstiger werden. Gleichzeitig erhöht die zu zahlende EEG-Umlage den Strompreis für nicht umlagebefreite Unternehmen und auch alle privaten Haushalte.

Der Punkt ist, dass die umlagebefreiten Industrieunternehmen durch den Merit-Order-Effekt sehr günstig Ökostrom aus erneuerbaren Energien einkaufen und somit im internationalen Vergleich extreme Wettbewerbsvorteile haben. Nicht umsonst schloss in den Niederlanden erst kürzlich eine Aluminiumhütte, weil sie durch die niedrigen deutschen Strompreise nicht mehr konkurrenzfähig war.

Fälle wie dieser haben mittlerweile dazu beigetragen, dass sich sogar die EU-Kommission mit den Wettbewerbsvorteilen der umlagebefreiten deutschen Industrieunternehmen beschäftigt. Denn würden alle deutschen Industrieunternehmen EEG-umlagepflichtig, würde dies bedeuten, dass jede eingespeiste Kilowattstunde Ökostrom den Strompreis in Deutschland mittelfristig nicht mehr steigen, sondern senken würde.

Somit wird das von den Lobbyisten der großen Energieversorgungsunternehmen und den vielen Medien inszenierte Bild des teuren Ökostroms ad absurdum geführt. Wird also zukünftig der Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland gestoppt, bedeutet dies weiterhin stetig steigende Strompreise für Industrie, Gewerbe und Privathaushalte. Andere Nationen, wie die USA oder China, werden uns dann in puncto erneuerbare Energien in absehbarer Zeit überholen, wodurch Deutschland nicht nur den Anschluss beim Klimaschutz, sondern auch seine Vorreiterrolle bei den Zukunftstechnologien verliert.

Die ganz großen Verlierer einer ausgebremsten Energiewende sind indes ganz andere: Unsere Kinder. Mögen sie uns unsere Dummheit verzeihen.

Oliver Reich